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08.08.2003 - Ist Mölli zu mollig? |
(Badische Zeitung)
Weil der 1,86 Meter große Skispringer 70,4 Kilogramm und damit 1400 Gramm zu viel
wiegt, darf er in Hinterzarten nicht starten
SKISPRINGEN (ink/jb). Ist Michael Möllinger zu mollig? Allein sein Spitzname
"Mölli" könnte ein Indiz dafür sein. Bei der deutschen
Meisterschaft in Oberwiesenthal hupfte er etwas hinter den Kollegen her. Zieht ihn sein
vermeintliches »Übergewicht« zu rasch in die Tiefe? Der neue Bundestrainer
Wolfgang Steiert aus Hinterzarten sieht es so: weil der 23-jährige Blondschopf vom
Skiclub Hinterzarten derzeit 1 400 Gramm zu viel auf die Waage bringt, hat ihn sein
Vereinskollege für die gesamte Sommer-Tournee gesperrt.
Möllinger darf also weder am Wochenende in Hinterzarten noch in Courchevel, Predazzo
oder Innsbruck auf die Schanze. Dabei schien sich der Skispringer aus Neustadt vom
»Tief« in Sachsen erholt zu haben. Bei den Trainingsflügen auf der
Hinterzartener Adlerschanze - ausgenommen am gestrigen Donnerstag - zählte er zuletzt #
zu den besseren deutschen Skispringern aus dem B-Kader. Doch anscheinend entscheiden nicht
Weiten und auch nicht Kilogramm, sondern Gramm über die Nominierung.
Dabei ist es noch nicht lange her, dass Ärzte gerade im Skisprungsport vor
»Magersucht« warnten. Michael Möllinger fühlt sich derweil mit seinem
aktuellen Gewicht von 70,4 Kilogramm bei 186 Zentimeter Größe einfach wohler,
sprich stärker. Zudem ist die kräfte- und auch gewicht zehrende Wintersaison noch
weit. Oder gibt es möglicherweise andere Gründe für den Bannstrahl des
Trainers - sind es »Lausbuben-Geschichten« a´ la Schweinsteiger beim
FC Bayern, die »Mölli« jetzt ausbaden muss?
Während die Vorstands-Etage des Münchner Bundesligisten das nächtliche Bad
des Fußball-Jungstars mit seiner »Cousine« im Bewegungsbecken des Vereins
mit einem »Augenzwinkern« und »erhobenem Zeigefinger« ahndete,
könnte ein nächtiches »Pool-Erlebnis« für Möllinger das
»Absaufen« bedeuten. Doch wenn in der Sportwelt alle gesperrt würden, die
nicht nach streng moralischen Grundsätzen leben, würde es auch viele Trainer und
Funktionäre treffen.
Dabei ist der in Titisee-Neustadt beheimatete, bei den Fans nach wie vor beliebte, braun
gebrannte und im Vergleich mit Normalmenschen ranke und schlanke Blondschopf offensichtlich
nicht der einzige Betroffene im B-Kader. Auch dem Oberstdorfer Frank Löffler droht ein
Startverbot wegen Übergewicht, weil er die Instruktionen des Trainers nicht befolgt
hat. Noch beim Winterabschluss Anfang April hatte Wolfgang Steiert viele lobende Worte
für die Leistungen von Möllinger im Winter 2002/03 gefunden. In der Gesamtwertung
des Continental-Cups hatte der Neustädter Rang drei belegt. Steiert zeigte sich
angenehm überrascht und zeigte Entwicklungsmöglichkeiten auf: "Mölli
befindet sich auf dem Sprung in den A-Kader." Jetzt sieht es eher danach aus, als
springe der vielversprechende Sportler mit dem Hang zum Übermut in eine Sackgasse.
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