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14.12.2003 - Löffler erhebt schwere Vorwürfe |
Titisee-Neustadt (dpa) - Mit schweren Vorwürfen gegen den Deutschen Skiverband (DSV)
hat Frank Löffler das Tabu-Thema Magersucht im Skispringen wieder in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit gerückt.
Der vom DSV aus der Lehrgangsgruppe suspendierte Löffler erklärte in einem
SPIEGEL-Interview, der Verband habe ihn zum Hungern zwingen wollen und nach seiner Weigerung
rausgeschmissen. "Ich sollte von 72 Kilogramm auf mindestens 68 Kilogramm
runterhungern. Aber diese Vorgabe konnte ich unmöglich erfüllen. Ich habe ein
Schreiben, in dem mir der DSV bestätigt, dass ich wegen meines zu hohen Gewichts
suspendiert wurde", erklärte Löffler.
Rudi Tusch, Skisprung-Koordinator im DSV, wies die Vorwürfe entschieden zurück.
"Was Frank Löffler vorgebracht hat, halte ich für fragwürdig und nicht
richtig. Sein Gewicht war zwar der Auslöser für die Suspendierung, aber es hatten
sich mehrere Gründe summiert", sagte Tusch. Vor allem der Lebenswandel des
23-jährigen habe nicht dem eines Leistungssportlers entsprochen.
Enttäuscht reagierte Bundestrainer Wolfgang Steiert auf die Anschuldigungen,
verteidigte aber seine Entscheidung: "Es gibt gewisse Kriterien, die ein Springer
erfüllen muss. Dazu gehören eine gute körperliche Fitness, ein optimales
Körpergewicht und Teamfähigkeit. Frank Löffler sollte sich mal Gedanken
machen, was er in den letzten drei Jahren abgeliefert hat. Zu den besten 14 gehörte er
nämlich nicht."
In dem Interview klagt Löffler den DSV an und sorgte damit am Rande des Weltcups in
Titisee-Neustadt für einigen Wirbel. "Im modernen Skisprung gibt es den
Glaubenssatz: Leicht fliegt besser. Bei uns im Verband wird diese Devise inzwischen auf die
Spitze getrieben. Was hier abgeht, ist kein Skispringen mehr, das ist Kampfwiegen",
erklärte der Oberstdorfer, der am Bundeswehr-Standort in Fürstenfeldbruck bei
München trainiert.
Tusch bestätigte zwar, dass die Springer wenig essen, verteidigte dies aber als
normal. "Man kann keine Top-Leistung im Sport bringen, wenn man sich nicht richtig
ernährt. Im DSV tendieren wir nicht dazu, magersüchtige Sportler heranzuziehen.
Ich kenne keinen Springer, der magersüchtig ist", erklärte der
DSV-Funktionär.
Obwohl der DSV Löffler eine Hintertür für eine Rückkehr in den
Weltcup-Kader offen gelassen hat, sieht der nebenbei als Modell auftretende Abiturient seine
Zukunft im Ausland. "Ich bin nicht mehr sonderlich daran interessiert, mit Wolfgang
Steiert zusammenzuarbeiten", sagte Löffler, "ich habe Angst, dass ich unter
diesem Bundestrainer leiden muss, wenn ich wieder in den Nationalkader komme." Er denke
daher darüber nach, aus dem DSV auszutreten und wie der ebenfalls suspendierte Michael
Möllinger künftig für ein anderes Land zu starten. "So lange er bei der
Bundeswehr ist, geht dies gar nicht. Der DSV wird ihm aber keine Steine in den Weg
legen", erklärte Tusch.
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